Winzerin und Mutter eines Kleinkindes, das allein ergibt zwei Vollzeitjobs. Damit nicht genug, geht Victoria einer weiteren Leidenschaft nach. „Gastronomie ist für mich eine Möglichkeit, Menschen eine Freude zu bereiten.“ Seit acht Jahren gibt es den ihrem Weingut angeschlossenen Heurigen, für dessen Speisekarte sie maßgeblich verantwortlich ist. Die Karte wechselt je nach Saison, viele Zutaten stammen aus der Region. Die mit Spargel und Schaffrischkäse gefüllten Chia-Dinkel-Bagel etwa backt ein Bäcker aus der Nachbargemeinde, mindestens so beliebt ist das Ciabatta mit Roastbeef und Bärlauchpesto. Und ein im Glas geschichteter Nachtisch mit dem vielversprechenden Namen Victoria’s Secret (Stichwort Nachtisch: Während des Gesprächs bringt Victorias Mutter ein Stück selbstgebackene Erdbeerroulade an den Tisch). Ausg’steckt hat der Heurige viermal im Jahr. Reizt dessen Wirtin ein Dauerbetrieb, sprich ein Restaurant? Victoria winkt ab, „das wäre mir zu anstrengend. Heuriger, das bedeutet zwölf Tage Vollgas. Wenn die vorbei sind, ziehe ich mich gerne in die Natur zurück. Die Weinberge sind für mich der perfekte Ort, um dem Druck zu entfliehen.“ Ein Druck, der sich aus der Vielzahl an Aufgaben ergibt, Weinproduktion und -verkauf, Büroarbeit, die Erziehung ihrer Tochter. Gut, dass ihr hauptberuflich als Bankangestellter arbeitender Mann aushilft. Wenig überraschend bleibt für Reisen, abgesehen von jenen in den Weingarten, wenig Zeit – mit Ausnahme jenes jährlich stattfindenden Trips mit ihren vier Winzerfreundinnen. 2023 ging es nach Marrakesch, heuer nach Berlin.
Dann ist da noch die Sache mit den Schweinen. Ein gutes Dutzend waren es, wobei gestern die letzten beiden Exemplare geschlachtet wurden. Aus Respekt werden alle Teile verwertet und im Heurigen serviert, als Blutwurst, Presswurst und Pastete. Auch wenn die Haltung und Schlachtung zusätzlich an ihren Kräften zehrt, will Victoria diese Arbeit auch in Zukunft weiterführen. Wie aufs Stichwort öffnet sich jetzt die Tür zum Verkostungsraum und ein Mann mit Schürze streckt ein Stück rohes Fleisch herein. Prüfender Blick, dann zustimmendes Nicken: Wird von Mama Michaela heute zum Mittagessen verkocht werden.